Montag, 9. März 2015

Gamephilephoto 25 – Zweifel


Runde 23 in der #gamephilephoto-Aktion und diese Woche lautet das Stichwort Zweifel.

Ich bin kein besonders entscheidungsfreudiger Mensch, nicht im wahren Leben, und vielleicht noch viel weniger in Videospielen. Ich kann oft nicht anders als zu grübeln und zu lamentieren, was wohl passiert wäre, wenn ich die andere Entscheidung getroffen hätte. Das Schlimme an dem Ganzen ist, dass diese Unsicherheit, diese Zweifel sich nicht erst nach der Entscheidung einstellen, sondern sich schon vorher in vorauseilender Manier melden und das Fällen eben jener Entscheidung unnötig bis nahe an die Grenze der Unmöglichkeit erschweren. Was folgt ist Zögern, das Fassen eines Beschlusses, das Hinterfragen jenes Beschlusses, das Zurücknehmen der Entscheidung, Zögern, das Fassen eines neuen Beschlusses, das Hinterfragen des neuen– ihr seht, worauf ich hinauswill.




Wie sehr lobe ich mir Spiele wie beispielsweise Mass Effect, in denen mir diese Dauerschleife des Zweifels durch einen knackig kurzen Entscheidungstimer erspart wird. Ein solches Spiel aber habe ich mir für dieses Thema allerdings nicht ausgesucht. Zwar gibt es bei der allerersten Entscheidung, die es in Bioshock: Infinite zu treffen gilt einen solchen Timer, der ist aber reichlich nutzlos, da die Entscheidung, ob ich, wie von mir verlangt, das am Pranger gefesselte "mixed race"-Paar mit einem harten Ball bewerfe oder lieber das Arschloch, welches jenes von mir verlangt, einer jener wenigen Entschlüsse war, für welche meine benötigte Bedenkzeit gen Null geht. Bei den anderen (zugegeben, nicht allzu zahlreichen) bildlichen Weggabelungen im Spiel hingegen, gibt es keinerlei Zeitdruck, es wird kein Timer eingeblendet, das Spiel legt an jenen Stellen auch atmosphärisch eine Verschnaufspause ein, durch nichts, gar nichts, wird irgendeine Dringlichkeit suggeriert, es wird einem also quasi auf die Nase gebunden, dass man alle Zeit der Welt hat, diese Entscheidung zu treffen... der pure Horror für mich notorischen "Ja... Nein... Vielleicht... Was war noch mal die Frage?"-Sager! Und dann bekommt man irgendwann mit, dass die getroffenen Entscheidungen scheinbar keinerlei Einfluss auf den Spielverlauf hatten. Ein Kritikpunkt, der dem Spiel gerne an den Kopf geworfen wird.


Ein ungerechtfertigter Kritikpunkt, übrigens, denn: erstens habe ich oben bewusst das Wort scheinbar gewählt, das Spielverlauf wird nämlich sehr wohl beeinflusst, nur nicht das Endergebnis; und zweitens ist diese scheinbare Konsequenzlosigkeit ein meiner Meinung nach sehr geschickt und subtil eingesetztes Mittel, im Spieler einen munter keimenden Samen nagenden Fatalismuses zu implantieren, der die größtenteils ernüchternd deterministische Aussage des Spiels vorzüglich unterstützt. Eine Aussage, über die man etliche Seiten füllen könnte, allerdings nicht ohne Spoiler, und schon gar nicht nachts um 0:12 Uhr, die sich aber stark (sehr stark) vereinfacht so zusammenfassen lässt: Egal, was man tut oder lässt, letztlich führt doch alles auf das eine Unausweichliche hin. Und was kann ich Entscheidungsmuffel mehr verlangen, als ein Spiel, in dem ich mir keinen Kopf machen muss, ganz einfach, weil ich im Grunde eh keine Wahl habe?

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