Montag, 2. April 2012

52 Games: Klang


Woche neun in Sachen 52 Games by Zockwork Orange. Thema dieses Mal: Klang.

Zum ersten Mal fiel es mir richtig schwer, mich für ein bestimmtes Spiel zu entscheiden. Wie immer sind die Möglichkeiten mannigfaltig, die offensichtlichste davon Guitar Hero und Rock Band, zwei Games, die mir viel Spaß bereiten und meinen musikalischen Horizont ein wenig zu erweitern wussten. Aber die waren mir zu offensichtlich und wirklich Interessantes habe ich zu ihnen nicht zu berichten, weshalb sie es auch nicht in die engere Auswahl geschafft haben.

Ein heißer Kandidat für das dieswöchige Thema war FIFA10, nicht etwa, weil ich dem Soundtrack von EA Sports-Games so manche musikalische Neuentdeckung zu verdanken habe (was zutrifft), sondern weil mich der deutsche In-Game-Kommentar (was ja auch Klang ist) bei jedem Spielen erneut im höchsten Maße aufregt. Die Kommentatoren haben die ihnen offensichtlich vorgegebenen Textbausteine völlig lieblos und mit nicht nachvollziehbarer Betonung aufgenommen und diese Bausteine werden dann im Spiel auf unsinnigste Weise zusammengeklatscht. Beispiel gefällig? "Da klärt er den Ball über die Seitenlinie...das muss Abstoß geben!" Hach, alleine das Denken daran echauffiert mich schon wieder, weswegen ich wohl am Besten direkt zum letztlich auserkorenen Spiel für diese Runde übergehe:

The Legend of Zelda: Ocarina of Time zeichnete sich in meinen Ohren zwar nicht unbedingt durch den allerbesten Sound aus, im Gegenteil fand ich den teilweise ziemlich schrecklich und nervig (vor allem Navis ewiges "Hey, listen!"-Gequieke), aber dennoch habe ich eine Gänsehaut-Klang-Anekdote zu diesem Game.

Wie wohl so ziemlich jeder, der im Dezember 1998 einen Nintendo 64 sein Eigen nannte, war ich dem Zelda-Hype verfallen. Zwar hatte ich zuvor nur einmal ein Zelda-Spiel auf dem Game Boy angedaddelt und es voreilig für langweilig befunden, die vielen begeisterten Vorberichte und Tests in meinen beiden favorierten Nintendo-Magazinen damals hatten mich aber überzeugt, dass ich dieses Spiel ubedingt haben musste. Außerdem war es endlich mal wieder ein schlagkräftiges Exklusiv-Argument mehr im von mir eifrig mitgefochtenen Konsolenkrieg gegen Sonys Wartezeiten-Maschine PSX. Ich war also so richtig heiß auf das Spiel!

Nun war es damals so, dass ich in Belgien lebte, wo die ohnehin schon unverschämt teuren N64-Spiele noch mal mehr kosteten, weshalb ich mir meine seltenen Games-Neuanschaffungen nur bei den gelegentlichen Shopping-Ausflügen nach Aachen gönnte. Zum Glück begab es sich, dass Weihnachten und somit auch ein solcher Trip nach Aachen anstand, praktischerweise kurz nach dem Release von Ocarina of Time. Als mir diese glückliche Fügung bewusst wurde, habe ich mir sofort die Telefonnummer des Elektronik-Fachhandels meines Vertrauens rausgesucht und mir das Spiel zurücklegen lassen, völlig unnötigerweise, denn soo groß war der Hype nun auch nicht, aber man weiß ja nie...

Als der Tag der Fahrt nach Deutschland dann endlich da war hieß es von Seiten meiner Eltern: "Nix da, wir wollen Weihnachtsgeschenke einkaufen, da kannst du nicht mitkommen!" "Gnaargh!" schrieh meine Seele. Also gut, dann halt nicht selbst besorgen, sondern den Spieletitel möglichst genau und vollständig auf einen Zettel schreiben und meinen Eltern den Auftrag geben, es mitzubringen. An dieser Stelle ist anzumerken, dass meine Eltern dem Gedaddel äußerst kritisch gegenüberstehen, weil das macht ja dumm, faul, aggressiv und führt zu epileptischen Anfällen. Mit letzterem Argument hatten sie bereits einmal den Auftrag, mir bitte einen Game Boy aus der Metro mitzubringen verweigert, weshalb ich ein mulmiges Gefühl bei dieser Zelda-Aktion hatte, mir sogar überlegte lieber meinen damls besten Freund, der an just jenem Tag auch mit seinen Eltern nach Aachen fuhr, zu bitten, Zelda für mich mitzubringen. Dann hätte ich allerdings per Vorkasse zahlen, und dann auch noch mindestens einen Abend länger auf das Spiel warten müssen.

Und, Potzblitz, dann kam es auch so, wie es kommen musste! Nach einem ungeduldigen Tag des Wartens hieß es dann: "Tut uns leid, wir haben es nicht mehr in den Saturn geschafft". Eine Tsunamo der Enttäuschung übermannte mich, und ich ließ mich zu einer ausgedehnten Mimimi-Tirade hinreißen, die in folgender Äußerung gipfelte: "Boah, wenn ihr das Spiel jetzt doch geholt habt und es mir nur nicht gebt, weil es ein Weihnachtsgeschenk sein soll, dann –" Zum Glück fiel mir gerade noch rechtzeitig auf, was für ein eklig verwöhntes, Ansprüche erhebendes Balg, ich gerade war, welches sich über ein eventuelles, großzügiges Geschenk beschwert, sodass ich diesen Satz nicht beendete und mich kleinlaut entschuldigte.  Nach einem kurzen Moment des Aufregens hatte ich die Perspektive der Dinge also zurückerlangt, die Enttäuschung aber war geblieben.

[Achtung, in folgendem Absatz kommt endlich (fast) der Klang ins Spiel]
Wie bereits erwähnt war auch mein bester Freund an jenem Tag in Aachen gewesen. Er hatte es mit seinen Eltern bis in den Saturn geschafft, und sich dort ein Exemplar Ocarina of Time besorgt. Allerdings hatten das seine Eltern sofort konfisziert, von wegen erst an Weihnachten und so. Eines Nachmittags, ich war bei ihm zu Besuch, schlug jener Freund vor, sich das Spiel aus dem Versteck zu stibitzen und uns zumindest mal das Intro anzuschauen. Gesagt, getan! Eilig wurde das Spiel hervorgekramt, die schicke Verpackung bewundert, die Cartridge ausgepckt und in die Konsole gesteckt, selbige eingeschaltet und folgendes betrachtet:


Und, was soll ich sagen: Gänsehaut! Es war gar nicht mal so sehr der Klang, der diese hervorrief (ganz bestimmt nicht das eingeschlafene Theme), sondern vielmehr ein Zusammenwirken aus Klang, Bild, Vorfreude, überstandener Enttäuschung und Ungeduld. Aber irgendwie war es doch hauptsächlich der Klang: die folgenden Nächte konnte ich Epona durch meine Träume gallopieren hören. 

Das Tolle an der ganzen Geschichte: Kurz darauf bekam ich das Spiel tatsächlich zu Weihnachten geschenkt und das erste Mal, dass ich mein eigenes Zelda anschalten konnte, war mindestens genauso toll wie der Sneak Peak damals bei meinem Kumpel. Ich konnte diesen knorke New Game Thrill also gleich zweimal genießen. Und dieses Mal konnte ich das Spiel dann sogar spielen. Yay!


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