Mittwoch, 23. März 2011

Wikipoem XIII: Das Leben der Anderen

Jeden Mittwoch schreibe ich für Euch ein Gedicht zum Thema des jeweiligen Artikel des Tages der deutschen Wikipedia-Seite.


Aus mir unerklärlichen Gründen habe ich die Das Leben der Anderen-DVD hier immer noch unangeschaut rumliegen. Deshalb mein Entschluss, nicht auf den Film einzugehen, sondern das dieswöchige Wikipoem einfach mit einer an einen weiteren mir unbekannten Film angelehnten Überschirft zu versehen und über etwas zu schreiben, das für mich momentan viel mehr Salienz besitzt.
Foto von Dr. Hannes Grobe via Wikimedia Commons

Das Fenster zum Kindertagesstättenhof

Die Augen schwer, sein Kopf tat weh,
ihm schmerzte auch der Rücken,
woran das lag wusst' Arno eh:
am Über-Bücher-Bücken.

Seit Tagen saß er schon zuhaus,
musst' für ne Prüfung Büffeln.
Er duschte nicht, kam kaum noch raus,
fing auch schon an zu Müffeln.

Als Schnittstelle zur Außenwelt
war nur ein Fenster offen
damit das Lernen leichter fällt,
doch war's vergeb'nes Hoffen.

Denn was von draußen zu ihm drang
war kein erquickend Windchen,
vielmehr war's nur der grelle Klang
von quietschvergnügten Kindchen.

Davon war an sich auszugeh'n,
wenn er nachgedacht hätte,
von seinem Fenster aus zu seh'n:
'ne Kindertagesstätte.

Statt auf sein Buch guckt Arno raus,
sieht die Kleinkinder spielen,
denkt sich "Ich glaub' gleich rast' ich aus,
hab schon vom Sitzen Schwielen!

Käm jetzt 'ne Fee, ich wünschte mir,
ich wär einer von denen,
dann säß jetzt jemand ander's hier
mit stark thrombösen Venen."

Beim Büffeln kam er nicht mehr weit,
sein Hirn tat stets Abwandern,
verirrte sich in gelbem Neid
auf's Leben dieser Ander'n.

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