Es läuft wie so oft im Leben: Neubeginn, man möchte der Kälte der Einsamkeit entfliehen, denn es geht nun einmal gegen die Natur des Menschen, allein zu sein. Krank macht einen Minimalismus bei zwischenmenschlicher Interaktion, also muss ein/e WegbegleiterIn her. Hat man erst einmal Interesse an einem anderen Menschen entwickelt, geht es in die härteste Prüfung: das richtige Buhlen. Ist man hier zu zaghaft oder aber zu ungestüm, erreicht man sein Ziel nicht. Wählt man hingegen die richtige Geschwindigkeit, ist heißer, leidenschaftlicher Sex durchaus im Bereich des Möglichen.
So langsam glaube ich, der Zufallsgenerator vom Zockwork Orange folgt bei der Auswahl der Themen für das 52 Games-Projekt einem gewissen prosaischem Imperativ. Diese Woche geht es also um Beischlaf, Geschnaksel, Techtelmechtel, Koitus, den horizontalen Mambo, das Biest mit zwei Rücken, Geschlechtsverkehr, den unbewaffneten Nahkampf, Ficken, Nageln, Hobeln, Knattern*... um Sex.
*in meiner unschuldigen Kindheir war Knattern der familieninterne Euphemismus für Furzen
Zu diesem Thema bieten sich nun wirklich allerhand Kandidaten an, Leisure Suit Larry, zum Beispiel, oder der krude Humor von Duke Nukem, die wackelbusigen Kämpferinnen aus Dead or Alive, oder gar diese Monströsität aus Japan:
Aber nichts davon habe ich ausgewählt, weil mich nämlich auch nichts davon irgendwie ansprach. was daran liegt, dass Spieleentwickler und -vermarkter eben eher hochpubertäre Jugendliche im Sinn haben, und nicht "mein Lager". Deswegen habe ich entschlossen, diese Woche nicht über Sex, sondern -ualität zu schreiben.
Dem Spiel, das ich dabei im Sinn habe, stehe ich sehr ambivalent gegenüber, es hatte einige Schwächen, aber eben auch seine Stärken. Ich spreche von Fable II.
Was mir, unter Anderem, an dem Spiel gefiel war, dass einem bei der Entwicklung des Spielecharakters maximale Freiheit vorgegaukelt wurde. Welche Farbe sollte die Kleidung haben, soll der Held Barkeeper oder Kopfgeldjäger werden, ist seine Gesinnung gut oder böse, rein oder verdorben? All das hatte man als Spieler bei Fable II selbst in der Hand. Und eben auch, mit wem er so in die Kiste hüpfte. Das war, zumindest für mich, das erste Mal, dass Homosexualität in Videospielen nicht als Kichererlieferant (was ja auch nichts Schlechtes sein muss, Beweis: GTAs Gay Tony) oder als Befriedigung irgendwelcher Girl-on-Girl-Fantasien herhalten musste, sondern als das dargestellt wurde, was sie nun einmal ist: schlichter Bestandteil der Natur. Das fand ich erfrischend und so nahm ich mir dann auch gleich neben meiner Frau noch einen Mann als Liebhaber. Weil ich es konnte.
Dass Können und Wollen längerfristig aber nicht unbedingt das Gleiche ist, das wurde mir bewusst, als mich Partner und Partnerin dann irgendwann mit ihrem Bedürfnis nach Aufmerksamkeit so sehr nervtenund überforderten, dass ich sie einfach beide eiskalt links liegen ließ und mich voll und ganz der Rettung der Welt verschrieb. Weil Sex eben auch und erst recht in Videospielen nicht Alles ist. Außerdem gab es da ja noch das Hafenviertel, mit billigen Dirnen und willigen Seemännern – no strings attached.
Wir wissen doch nicht mal, was "prosaischer Imperativ" bedeutet :P
AntwortenLöschenFable II ist bei mir auch in der engeren Auswahl für das Thema.
Das ist gut, dass ihr das nicht wisst... ich bin mir nämlich nicht ganz sicher, ob ich den Begriff hier passend eingesetzt habe. ;D
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