Samstag, 12. Februar 2011

Ich bin wieder drin?!

... im Internet nämlich.

Da saß ich gestern am frühen Abend an meinem Rechner, die mühsam marinierten Chicken Wings zischten verlockend im Ofen und plötzlich saß ich mit einem onomatopoetischem "Pfatz!" im Dunklen.
"Na, knorke!", dachte ich mir, stolperte mit ausgestreckten Armen durch meine gefährlich unaufgeräumte Wohnung und suchte mir meine Schuhe zusammen. Das Licht im Treppenhaus ging noch, Stromausfall also ausgeschlossen. Ab ins Erdgeschoss, wo sich hinter einer Tür Stromzähler und Sicherungen für's gesamte Haus verbergen. Tür aufgemacht und mich einer Unmenge sehr unzureichend beschrifteter D-Sicherungen, solcher Keramikdinger zum Reindrehen also, gegenüber gesehen. Nach einigem Suchen habe ich dann doch meine Sicherungen entdeckt. Nun muss ich zugeben, dass ich - trotz aller Bemühungen meines Vaters - kein sonderlich umfassendes Heimwerkerwissen habe und solchen alten Sicherungen bislang aus dem Weg gehen konnte, folglich also nicht wusste, woran man erkennt, ob so ein Ding durchgebrannt ist oder nicht. Zum Glück kenne ich da jemand, der sowas mal gelernt hat. Nach telefonischer Nachhilfestunde stand fest, dass hier alles in Ordnung zu sein scheint. Nicht ohne schlechtes Gewissen habe ich aber dennoch mal eine fremde Sicherung raus- und nacheinander in jede der drei Fassungen für meine Wohnung reingeschraubt. Hat nix gebracht.

Auf dem Weg zurück in mein finsteres Loch habe ich festgestellt, dass auf meinem Stockwerk nochmal zwei Sicherungskästen sind, einer mit drei unbeschrifteten Kippschaltersicherungsdingern, auch alles OK, und ein völlig eingestaubter mit einer Mischung aus unbeschrifteten D-Sicherungen und ein paar von den Dingern, wo ein Knopf rausspringt, wenn sie durchbrennen, auch ohne Beschriftung plus einer D-Sicherung mit dem Label "Licht". Hier waren die kleinen Metallblättchen, die, wie ich gelernt hatte, anzeigen, ob die Sicherung noch funktionstüchtig ist, nur sehr schwer zu erkennen, ich meinte aber überall eins ausmachen zu können.
 
Also zurück in die Wohnung, bei Kerzengefunzel die Nummer der Stadtwerke rausgesucht, festgestellt, dass mein Telefon natürlich auch nicht funktioniert, gehofft, dass die zwei Balken Akkustand meines Handys noch ausreichen und erfahren, was mir ohnehin schon klar war: Freitag abends um Sieben ist dort keiner mehr zu erreichen. Im Kleingedruckten der Fußzeile eines Stadtwerke-Schreibens habe ich dann nach der Nummer eines 24-Stunden-Notdienstes gesucht und nicht gefunden. Die gleiche Idee hatte aber auch mein Elektriker-Freund und hat mich nach einer Internetrecherche mit zwei Telefonnumern versorgt: 24-Stunden-Service-Hotline (nach einigen um meine zwei Balken bangendem Warteschleifeminuten: "Gesperrt ist ihr Strom nicht, untersuchen sie doch mal die Sicherungen!") und Entstörungsdienst ("Wenn bei ihnen im Treppenhaus das Licht geht, liegt der Fehler nicht bei uns. Guten Abend!").

Beim erneuten ratlosen Herumstehen vor dem Sicherungskasten gab mir eine freundliche Nachbarin den Tipp, dass doch die Hausverwalterin auch im Haus wohne, ganz oben. Also bin ich die Treppen hochgekeucht, denn unser Fahrstuhl geht schon seit Jahren nicht mehr, und geklingelt. Da es nun schon relativ spät war und ich zum einen nicht stören wollte und ich außerdem sehr deutlich merkte, dass ich den ganzen Tag noch ncihts gegessen hatte, beiließ ich es bei einem vergeblichen Klingeln.

Beim Essen wusste ich dann nicht so recht, ob ich froh oder besorgt sein sollte, dass das schwache Kerzenlicht nur unzureichend geeignet war, festzustellen, ob der jäh unterbrochene Bratvorgang gereicht hatte, um meine Chicken Wings in einen salmonellentechnisch unbedenklichen Garzustand zu versetzen... Anschließend musste ich feststellen, dass Kerzenlicht zwar romantisch, aber keineswegs die optimale Beleuchtung zum Lesen ist, auch wenn es atmosphärisch sehr gut zu dem entsprechenden Kapitel in Neil Gaimans "Neverwhere" gepasst hat. Also ging ich früh ins Bett, ohne das so dringend benötigte Hörbuch zum Einschlafen.

Nach einer unruhigen Nacht mit unangenehmen Gedanken (Was, wenn das was an den Leitungen ist und hier die ganze Wand aufgebrochen werden muss?) und mehrfachem Aufwachen, habe ich dann heute früh erneut bei der Hausverwalterin geklingelt, dann bei deren direkten Nachbarn. Von denen erfuhr ich, dass sie drei Wochen im Urlaub sei. Yay! Also habe ich bei meiner Vermieterin geklingelt, keiner da. Schließlich noch mal alle Sicherungen angeguckt: die Sicherung mit der Beschriftung "Licht", die ich eben aufgrund jenes Labels am Vorabend nur flüchtig überprüft hatte wirkte etwas merkwürdig. Verzweifelt wie ich war bechloss ich, sie einfach mal auszutauschen. Im Baumarkt gab es die Dinger natürlich nicht einzeln zu erstehen, sondern nur im Fünfer- oder Zehnerpack. 3,39€ sind zwar wirklich nicht die Welt, dafür, dass ich nach meinem Mietrechtsverständnis für eine Sicherung aber gar nichts zahlen müsste, dann doch mindestens 3,39€ zu viel. Da ich aber nun nicht unbedingt die Wahl hatte, habe ich mir einen Fünferpack geholt und, siehe da, nach dem Einschrauben fließt auch wieder Strom in meiner Wohnung.

So unangenehm diese ganze Geschichte auch war, sie hatte auch ihre positiven Aspekte:
  1. Ich habe sehr interessante Einblicke in die Wohnung und das Leben meiner Nachbarn gewonnen, über die ich hier mal diskret den Mantel des Schweigens legen werde.
  2. Ich weiß jetzt, dass meine Wohnung über eine einzige Sicherung mit der Beschriftung "Licht" läuft.
  3. Ich bin für 4 weitere Durchbrenner jener Sicherung gewappnet.
  4. Ich hatte ein Thema für einen Blogeintrag, der vermutlich niemanden interessiert.

4 Kommentare:

  1. " Ich hatte ein Thema für einen Blogeintrag, der vermutlich niemanden interessiert. "

    lol, ich fands ganz amüsant zu lesen!

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  2. "...die mühsam marinierten Chicken Wings..."
    Wirklich selbst mariniert?
    Fands auch ganz amüsant, aber warum haast du die Lichtsicherungen nicht auch alle sofort mal raus und wieder reingeschraubt?

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  3. "Ganz amüsant"... wohnt das nicht in der Geht-so-Straße? ;)

    @seitvertreib: Ja, höchstpersönlich selbst mariniert. Klingt aber aufregender, als es tatsächlich ist.

    Die Lichtsicherung & Co. habe ich nicht rausgeschraubt, weil ich nicht wusste, wofür die waren und meinen Nachbarn nicht einfach so den Saft abdrehen wollte... Dadurch sollen ja angeblich auch elektrische Geräte Schaden nehmen können.

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