Sonntag, 26. August 2012

52 Games: Film


Woche 30 im 52 Games-Projekt vom Zockwork Orange. Das Thema dieses Mal: Film. Ein sehr schönes Thema, wie ich finde, tangieren sich diese beiden Medien in letzter Zeit doch zunehmend. Immer mehr Videospiele finden ihren Weg auf die große Leinwand, genug Stoff also, um sich daraus etwas für seinen 52 Games-Beitrag auszusuchen. Dummerweise habe ich bislang noch keine einzige Videospiel-Adaptation gesehen, ein paar Minuten Mortal Kombat mal irgendwann nachts auf RTL2, aber das war Müll. 

Eine weitere Möglichkeit wäre es, über "spielbare Filme" wie Fahrenheit oder Heavy Rain zu schreiben. Aber letzteres gibt's für meine XBox nicht und an ersteres kann ich mich, genauso wie an Stranglehold, kaum noch erinnern. Schade eigentlich, denn von beiden Spielen weiß ich noch, dass sie mich begeisterten. Alan Wake würde auch noch irgendwie in diese Kategorie passen, aber das hatte ich schonmal.

Denkbar wäre auch ein Post über Videospiele in Filmen. Zum Beispiel darüber, dass das Buttonmashing der Schauspieler nie, aber auch wirklich nie, zum Spielgeschehen passt. Oder über Videospiele, die eigens für ihr Erscheinen in Filmen erfunden wurden. Dann wird in der Regel nämlich eine eilig und kostengünstig zusammengeklatschte Flash-Animation gezeigt, die nie im Leben die Chance hätte, sich auf dem Videospielmarkt auch nur ansatzweise durchzusetzen. Und/Oder aber, das gezeigte Spiel wirkt selbst auf erfahrene Gamer so verwirrend, wie vermutlich jedes reale Game auf jene Leute wirkt, die sich dieses Fake-Game ausgedacht haben. Zum Beispiel lässt mich seit dem ersten Mal Gucken von Sag niemals nie das Spiel Domination nicht los. Es brennt mir förmlich unter des Nägeln herauszufinden, was zum Teufel Sean Connery und Klaus Maria Brandauer da genau spielen beziehungsweise wie das Spielprinzip lautet.


Aber idealerweise sollte es bei 52 Games ja um real existierende Spiele gehen. Fällt das also auch raus. Bleibt also nur der klassischste Ansatz: Videospiele zu Filmen. Das macht aber auch gar nichts, denn nicht jedes Filmlizenz-Spiel ist ein lieblos dahingerotztes Game, dass einzig und allein dazu dient die Cashcow namens Hype bis zur Wundzitzigkeit auszumelken. Und mit dem Herrn 007 sind wir auch schon gleich beim richtigen Franchise, heute soll es nämlich um GoldenEye gehen.

Hierbei beziehe ich mich natürlich auf den letztes Jahr erschienenen Titel für PS3 und X-Box 360 und nicht etwa auf irgendein früher erschienenes, indiziertes Spiel, für das ich hier ganz bestimmt keine Werbung machen möchte!

Bei GoldenEye handelt es sich wahrlich nicht um ein eilig dem Film hinterhergeschmissenes Spiel zum Film, kam es doch ganze zwei sechzehn Jahre nach dem gleichnamigen Film mit Pierce Brosnan auf den Markt. Es war mehr eine Liebeserklärung an die gesamte Superspion-Saga, als ein strategisches Handaufhalten im Auftrag der Rechteinhaber, und das merkte man beim Spielen. Zwar gab es, wie es sich eigentlich für Bond gehört, keinen schnittigen Sportwagen zu fahren, dafür aber eine Vielzahl liebgewonnener Charaktere zur Auswahl im legendären Multiplayer-Modus, die Golden Gun sowie mit der Armbanduhr Bonds wenigstens ein bisschen Gimmick-Abgedrehtheit, für die man James Bond einfach lieben muss.

Doch man musste nicht Bond-Fan sein, um von GoldenEye begeistert zu sein (ich, zum Beispiel spielte das Spiel, noch bevor ich den dazugehörigen Film gesehen hatte). GoldenEye fand, trotz anfänglicher Skepsis im Vorfeld der Veröffentlichung, breite Anerkennung bei Presse und Spielern gleichermaßen. GoldenEye war wegweisend, wenn nicht gar bahnbrechend. Es war einer der ersten FPS für eine Konsole, der allererste, der zeigte, dass das wirklich gut geht. Jeder, der etwas anderes behauptet, kann sich nur nicht eingestehen, dass er nun mal eben nicht mit dem Analogstick umgehen kann. Das ging nämlich wunderbar damals und auch das Strafen ging mit den C-Tasten des N64 PS3/XBox-Controllers erstaunlich gut. Wenn man Wikipedia glaubt, war auch das zoombare Scharfschützengewehr eine echte Neuerung. Heute, ganze siebzehn ein ganzes Jahr später kaum noch vorstellbar.

Mir war das damals allerdings alles wurscht. Ist doch egal, ob etwas schonmal da war oder brandneu ist oder einfach nur gut adaptiert... solange es so verdammt viel Spaß macht wie GoldenEye im Vierspieler-Splitscreen. Da war endlich mal ein Spiel das ich selbst nicht besaß, bei dem ich mithalten konnte. Da gab es kein aus der Strecke fliegen wie bei Extreme G, kein Hängenbleiben wie bei Forsaken, kein Geschwindigkeitswettbewerb wie bei Mario Party, nein, da gab es nur durchdachte, schnell verinnerlichte Maps mit allerlei strategischen Plätzen für ferngesteuerte Minen, zum Lauern (von allzu Unvorsichtigen auch "Campen" genannt) mit dem goldenen Colt oder für waghalsige Sturmaktionen mit der AK47. Und großartige, stundenlange Sessions zu viert nach der Schule Vorlesung. Genau für diesen Mehrspielerspaß werde ich GoldenEye immer lieben!

Doch auch auf anderer Ebene hat mir GoldenEye Gutes getan. Es begab sich nämlich, dass meine Mutter einmal mitbekam, wie ich meinen Bruder in das Spiel einführte. Wild um sich ballern stolperte er mit der Kalashnikov durch die Facility und machte jeden Gegner im Umkreis von drölf Kilometern auf sich aufmerksam. "Jetzt schieß doch nicht so wild um dich!" habe ich da gesagt. Das gefiel meiner Mutter und es machte ihr klar, dass FPS nicht unbedingt Amoklauf-Simulationen sein müssen. Ich glaube, jener Tag hat viel dazu beigetragen, dass sie Videospielen fortan ein kleines bisschen weniger kritisch gegenüber stand. Mal gut, dass wir damals nicht die Caverns gespielt haben...

Als ich dann später den Film GoldenEye sah, verdankte ich dem vorherigen Spielen des Videospiels, dass ein vielleicht ganz netten Action- aber enttäuschender Bond-Film durch jede Menge freudiges Wiedererkennen ordentlich aufgewertet wurde. Auch dafür liebe ich GoldenEye, das Spiel.

Ach, und noch was: Wie großartig war denn bitteschön die musikalische Untermalung im Bunker? Großartigst war die!

1 Kommentar:

  1. Hmm, Domination...das fand ich auch extrem spannend und hat mich als Jugendlicher im Kino total geflashed. Auch heute würde ich es gerne noch spielen, aber nur gegen Klaus Maria Brandauer. Und GoldenEye...probiere ich auch mal aus! BTW: Mal wieder eine schöne Illustration zum Text!

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